Kulturgut Streuobstwiese

Streuobstwiesen gehören seit Jahrhunderten zu unserer Kulturlandschaft und werden inzwischen als prägende Kulturgüter unserer Region geschätzt.
Der
traditionelle Streuobstanbau, die handwerkliche Apfelweinkultur und
Viez sind als Immaterielle Kulturerbe der UNESCO gelistet.
Charakteristisch für Streuobstwiesen sind "verstreute" Hochstämme, vorwiegend  Apfel- und Birnbäume. Dazwischen finden sich vereinzelt Kirschen, Zwetschgen und Walnüsse. Sie wurden angelegt, um über die Wintermonate Obst und Nüsse zur Verfügung zu haben. Das Obst wurde gelagert, eingeweckt oder zu Marmelade verarbeitet bzw. zu Viez und Schnaps verarbeitet.  Traditionell sind die Streuobstwiesen für eine Mehrfachnutzung ausgelegt. Neben der Obsterzeugung wurden sie auch als Weide oder Mähwiese genutzt. 
Streuobstwiesen prägen auch das Landschaftsbild und steigern den Erholungswert unserer Mittelgebirge. Sie verbessern das lokale Klima und die Luft, bieten Schutz vor Wind und Wetter und spenden an heißen Sommertagen Schatten. 

Lebensraum Streuobstwiese

Streuobstwiesen sind artenreiche Biotope. Mehr als 5000 Tier- und Pflanzenarten leben auf einer Streuobstwiese. Es kommen je nach Bodentyp und Standort unterschiedliche Pflanzengesellschaften vor, z.B. eher feuchte Wiesen mit Knabenkraut und anderen Feuchtigkeit liebenden Kräutern oder magere Wiesen mit diversen Blühpflanzen. Die vielen verschiedenen Pflanzenarten locken wiederum viele Tierarten an: Insekten, kleine Säugetiere, Amphibien, Reptilien, Vögel... So reiht sich ein Kleinbiotop an das andere. In der "oberen Etage" bieten die verstreut stehenden Obstbäume diversen Tierarten Unterschlupf. Typische Vogelarten sind neben diversen Meisen Steinkauz, Wendehals, Grün- und Buntspecht. Im alten, knorrigen Obstbaumgehölz finden auch Fledermäuse, Gartenschläfer oder Siebenschläfer Unterschlupf, unter den Rindenritzen im Baumstamm oder in den Baumhöhlen können sich Hornissen einnisten.

Produkte von der Streuobstwiese

Unsere heimischen Streuobstwiesen beherbergen viele alte Obstbaumsorten. Mehr als 1200 Apfelsorten, 1000 Birnensorten, 250 Kirschsorten und 320 Zwetschgensorten sind bekannt. Während aus einigen Sorten Saft, Viez, Marmelade und Gelee hergestellt werden, eignen sich andere Sorten als Tafel- oder Lagerobst, Kuchenbelag oder für Hochprozentiges.

Auch Honig ist ein Produkt der Streuobstwiesen. Denn gerade hier werden gerne Bienenstöcke aufgestellt, bietet die Streuobstwiese mit ihren vielfältigen Pflanzen doch Nektar in Hülle und Fülle.

Nicht zu vergessen sind die Produkte der Weidetiere wie Milch, Käse, Wurst oder Wolle. Und auch das Holz der Obstbäume bietet eine gute Qualität. So wird z.B. Birnbaumholz zur Herstellung von Musikinstrumenten genutzt.

Streuobstwiesen in Not

Trotz der Bedeutung der Streuobstwiesen für Mensch und Natur geht ihre Anzahl zurück. Sie müssen zunehmend wegen größerer Maschinen sowie steigender Pacht und Kaufpreise der Böden, der industrialisierten Landwirtschaft weichen oder werden in intensiv bewirtschaftete Plantagen umgewandelt. Streuobstwiesen können nur erhalten werden, wenn sie gepflegt und genutzt werden, leider sind viele Streuobstwiesen durch den schlechten Pflegezustand bedroht.

Mittlerweile stehen Streuobstwiesen wegen ihrer Artenvielfalt und dem Rückgang unter Naturschutz.

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